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06.02.2025 - 9 Aussprache und Beschluss zur Planung einer zent...
Grunddaten
- TOP:
- Ö 9
- Datum:
- Do., 06.02.2025
- Status:
- gemischt (Sitzungsgeld freigegeben)
- Uhrzeit:
- 19:00
- Anlass:
- Sitzung
- Beratung:
- öffentlich
- Vorlageart:
- Vorlage
- Federführend:
- Bauamt
- Bearbeiter:
- Dirk Petersen
- Beschluss:
- ungeändert beschlossen
Auswertung Bericht Energetisches Quartierskonzept Hasselberg, IPPESN vom 12.November 2024
Einleitung:
Ein bewusster Umgang mit der Umwelt und deren Schutz steht für die Gemeinde Hasselberg im Focus der Entscheidungen für ein nachhaltiges Gemeinwohl. In diesem Kontext hat sich die Gemeinde Hasselberg im Jahr 2023, zusammen mit dem Amt Geltinger Bucht, entschieden ein energetisches Quartierskonzept zu erstellen. Das Projekt wurde durch die KfW gefördert und von der Kooperation zweier Ingenieurunternehmen (IPP ESN und Architekt Jasper Harten) durchgeführt. Aus den Mitgliedern der Gemeindevertretung wurde eine Lenkungsgruppe gebildet, die während der einjährigen Laufzeit des Projektes sieben Mal tagte. In drei Öffentlichkeitsveranstaltungen wurden die Themen „Energiekonzept Hasselberg“, „leitungsgebundene Wärmeversorgung“ und „Mustersanierungskonzepte“ vorgestellt.
Der Abschlussbericht liegt nun mit Stand 12.11.2024 vor und wurde in der Sitzung der Gemeindevertretung Hasselberg am 20.11.2024 abgenommen.
Ergebnisse:
Wärmeversorgung/Heizungsanlagen:
Das GEG (Gebäudeenergiegesetz) verpflichtet die Eigentümer zur Umstellung der Heizungsanlagen auf erneuerbare Energieträger in einem gestuften Verfahren, wobei bereits ab Anfang 2024 bei einem Heizungsaustausch der Anteil von 15% auf 100% im Jahr 2045 angehoben werden soll.
Die einfachste Möglichkeit die Anforderungen des EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) zu erfüllen besteht jedoch in einem Anschluss an ein Wärmenetz. Dabei wurden im Rahmen dieses Projektes auch die beiden Bereiche im Quartier betrachtet, in denen bereits kleine Wärmenetze betrieben werden, z.B. die örtliche Schule. Die Bereitstellung der Wärme in diesen Bereichen erfolgt über Satelliten-BHKW, die über Gasleitungen aus der in der Nachbargemeinde Rabel ansässigen Biogasanlage versorgt werden. Da die Leistung der Biogasanlage erhöht werden könnte, wurde unter anderem geprüft, zu welchen Konditionen die Ortsteile Schwackendorf und Gundelsby ggf. unter Einbindung weiterer Versorgungsanlagen versorgt werden könnten. Als mögliche weitere Wärmequellen für das Netz wurden Luftwärmepumpen und Holzhackschnitzelkessel sowie Kombinationen dieser Optionen mit der Abwärme aus den Satelliten-BHKW einbezogen. Hinsichtlich des Netzausbaus war zu berücksichtigen, dass das Quartier in großen Teilen ein typisches Straßendorf mit sehr geringer Wärmeliniendichte ist. D.h. es müssten, bezogen auf den Wärmeabsatz, relativ lange Leitungen verlegt werden. Dies würde aus ökologischer Sicht zu einem hohen Aufwand für den Rohrleitungsbau sowie im laufenden Betrieb zu vergleichsweisen hohen Wärmeverlusten führen. Auf Grund des erkennbar hohen Aufwands für Installation und Betrieb musste für die weiteren Kalkulationen eine hohe Anschlussquote von 80% angesetzt werden, damit die Investitions- und Betriebskosten auf möglichst viele Schultern verteilt werden.
Der Vergleich der Wärmeerzeugungsvarianten wies das Wärmenetz als günstigste Variante aus. Ökonomisch ist dies am kalkulierten Preis der Wärme eines Wärmenetzes abzulesen. Für das Quartier ergeben die Berechnungen, dass der Anschluss an ein Wärmenetz vergleichbar ist mit der Wärmeerzeugung über eine Erdgastherme inkl. Solarthermieanlage und günstiger ist als die Wärmeerzeugung über eine Wärmepumpe.
Allerdings ist die unterstellte Anschlussquote von 80% maßgeblich für weitergehende Planungen. Zur Frage, inwieweit diese Quote erreicht werden könnte, wurden Interessenbekundungsverfahren durchgeführt. Bei der Interessenbekundung von fast 400 Haushalten in Hasselberg haben ca. ein Viertel an der Befragung teilgenommen, von denen gut 50% Interesse an einem Anschluss an eine zentr. Wärmeversorgung bekundeten. Damit liegt das Interesse der Anlieger/Einwohner bei ca. 12,5% und deutlich unter der wirtschaftlich erforderlichen Quote von 80%.
Vor dem Hintergrund der geringen Interessenbekundungen wurden die Teilnetze Schwackendorf und Gundelsby detaillierter betrachtet. Dabei wurde deutlich, dass die Aussicht auf ein höheres Interesse an einem Anschluss an ein Wärmenetz in Schwackendorf eher als gering anzusehen ist. Der Grund ist dabei in den Neubaugebieten (hier ist insgesamt auf Grund moderner Bauweise und bereits installierten Wärmepumpen ein geringerer Wärmebedarf vorhanden) und in den geplanten bzw. bereits in Betrieb genommenen mit Hackschnitzel beheizten lokalen Wärmenetzen zu sehen. Insofern war für Schwackendorf ein wirtschaftlicher Betrieb eines mit der Abwärme betriebenen Wärmenetzes nicht darstellbar.
Für das Teilnetz Gundelsby wurde daraufhin ein zweites Interessenbekundungsverfahren durchgeführt. Auch wenn in dieser Abfrage ein etwas höheres Interesse mit ca. 30% festzustellen war, lag die Interessenbekundung doch deutlich unter dem Ansatz der Anschlussquote von 80%. Als Gründe für das zurückhaltende Interesse wurden die unsichere wirtschaftliche und politische Lage und die altersbedingten Verkaufsabsichten gerade der überwiegend älteren Einwohner genannt.
Der Bericht geht auf die geringe Interessenbekundung ein und stellt dar, dass für eine belastbare Entscheidungsgrundlage höhere Rückmeldequoten erforderlich sind. Insgesamt ergeben die Berechnungen, dass die Gestehungskosten einer zentralen Wärmeversorgung zu hoch sind, um sich unter den aktuellen energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen gegenüber den dezentralen Versorgungsoptionen behaupten zu können. Daher wird die Sanierung der bestehenden Wohnbebauung zur Reduzierung des Wärmebedarfes und die Beratung zur Ausstattung der Gebäude mit nachhaltigen dezentralen Wärmeerzeugungsanlagen empfohlen.
Darüber hinaus wird daraufhin gewiesen, dass die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiter beobachtet werden können und wenn sich diese ändern (z.B. Preisgefüge für Bau von Wärmenetzen, Kapitalzins, etc.) dann könnten die Planungen aktualisiert und gegebenenfalls ein attraktiver Preis erreicht werden. Zu bedenken dabei ist, ob in der Zwischenzeit einige Anwohner ihre Wärmeerzeugungsanlagen auf andere EEG-konforme Energieträger umgestellt haben und kein Interesse mehr für einen Anschluss an ein Wärmenetz besteht. Leider sind auch die zu Beginn des Projektes vorhandenen weiteren Fördermittel für die Umsetzungsphase eines Sanierungsmanagements ersatzlos im Jahr 2024 aus Haushaltsgründen gestrichen worden.
Fazit:
Vor diesem Hintergrund hat sich die Gemeindevertretung entschieden, die weitere Planung eines Wärmenetzes derzeit nicht weiter zu verfolgen. Die Gemeinde schließt sich der Empfehlung zur Sanierung des Wohnbebauungsbestandes zur Reduzierung des Wärmebedarfes und der Beratung zur Ausstattung der Gebäude mit nachhaltigen dezentralen Wärmeerzeugungsanlagen an. Die Gemeindevertretung wird die Entwicklung der energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen bezüglich einer möglichen späteren Umsetzung eines Wärmenetzes weiterverfolgen.
Mustersanierungsberatungen:
Unter Nutzung der aktuell verfügbaren Fördermittel sind energetische Maßnahmen zur Gebäudesanierung in der Gemeinde in vielen Fällen rentabel, insbesondere wenn ohnehin Sanierungsmaßnahmen, wie z.B. neue Dacheindeckungen, anstehen.
Fazit:
Die drei im Bericht dargestellten Mustersanierungskonzepte stellen für die Bürger der Gemeinde eine gute Möglichkeit zur Orientierung bei Entscheidungen über energetische Sanierungsmaßnahmen an ihrer Immobilie dar.
Verkehrssituation:
Darüber hinaus wurden Verbesserungen der Verkehrssituation untersucht. Dabei stand die Straße Eckstang im Focus. Für diese, insbesondere in der Urlaubszeit durch den Tourismus hoch belastete Verkehrsverbindung, könnte die Sicherheit kurzfristig durch eine Geschwindigkeitsbegrenzung erhöht werden. Langfristig wäre eine Verbesserung der Sicherheit durch eine Verlegung des parallel zur Fahrbahn verlaufenden Fahrrad- und Fußgängerweges zu erreichen.
Fazit:
Die Gemeindevertretung wird sowohl die kurzfristige Umsetzung der Maßnahme (Geschwindigkeitsbegrenzung) mit der Verkehrsbehörde prüfen. Die Gemeindevertretung wird auch die Umsetzung der langfristigen Maßnahme (separater Fahrrad- und Fußgängerweg) mit Amt und Verkehrsbehörde erörtern und Fördermöglichkeiten prüfen.
Beschluss:
Die Gemeindevertretung beschließt die weiteren Planungsschritte für eine zentrale Wärmeversorgung über Wärmenetze in den Ortsteilen Schwackendorf und Gundelsby
- auf Grund der aktuell ungünstigen energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen,
- den gering ausgefallenen Interessenbekundungen sowie
- den aktuell unsicheren Fördermaßnahmen (wie im Bericht des Quartierskonzeptes beschrieben) und den
- damit verbundenen finanziellen Risiken
nicht fortzusetzen.
Die Gemeinde schließt sich der Empfehlung zur Sanierung des Wohnbebauungsbestandes zur Reduzierung des Wärmebedarfes und der Beratung zur Ausstattung der Gebäude mit nachhaltigen dezentralen Wärmeerzeugungsanlagen durch die Anlieger an.
Wie im Bericht angesprochen wird die Gemeindevertretung die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die Entwicklung der Installationskosten sowie die staatlichen Fördermaßnahmen für Wärmenetze weiter beobachten. Für den Fall, dass sich die Rahmenbedingungen in der Weise verändern, dass eine wirtschaftliche Umsetzung möglich erscheint, kann -auf Basis der bestehenden Daten- die dann vorherrschende Situation verifiziert und über eine Fortsetzung der Planung entschieden werden.
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